Laura, 68, verheiratet, wohnt am Land, im aktiven Ruhestand

Corona betrifft mein Leben, zum Beispiel…

…weil ich seit Monaten fast nur noch zu Hause bin. Ich habe ein schönes Zuhause, ein großes haus am Land, umgeben von Natur – doch ich bin immer gerne weggefahren, andere Orte besuchen, andere Menschen treffen, das fehlt mir zusehends.

Ich denke sehnsüchtig an die vielen Stunden, die ich auf Flughäfen verbracht habe, wie sehr liebe ich doch das geschäftige Treiben dort, die unterschiedlichsten Menschen zu beobachten oder ganz versunken in ein spannendes Buch eintauchen – ich kenne keinen besseren Ort zum Lesen als einen Flughafen – und ich werde in eine andere Welt entführt.

Ich denke daran, im Flugzeug zu sitzen, ich nehme immer einen Fensterplatz und genieße es, auf die unter mir dahinziehenden Landschaften zu schauen, dabei Musik zu hören und die Gedanken wandern zu lassen.  Diese Freiheit über den Wolken – sie fehlt mir, diese Abwechslung, damit ich mich wieder auf das Nachhausekommen freuen kann.

Immer zu Hause sein bedeutet jeden Tag ein Mittagessen kochen, einmal in der Woche die Wäscheberge abarbeiten, einkaufen … seit vielen Wochen der gleiche Ablauf.

Lichtblicke sind die virtuellen Treffen, die Menschen zumindest auf dem Bildschirm zu sehen, mit ihnen zu sprechen, doch das ist kein wirklicher Ersatz für persönliche Treffen; es helfen nur die Träume, mich an andere Orte zu denken, zu lesen, einzutauchen in andere Wirklichkeiten.

Corona hat mich zu einem „stationären“ Menschen gemacht, hat meine Flügel gestutzt, mich am Boden festgenagelt, seit fast einem Jahr …

NEIN es gab den Sommer dazwischen, da habe ich Bahn-Jahreskarte genutzt, bin quer durch Österreich gefahren, habe bisher nie gekannte, nie besuchte Orte gesehen und es war schön, Freunde zu besuchen.

Es wird ein neuer Sommer kommen, ich werde wieder ein Flugzeug besteigen, ich werde wieder über die Landschaften gleiten, ich werde das Treiben auf den Flughäfen genießen … oder wird es stiller werden, werden hinter den Masken nicht nur Mund und Nase, sondern auch die Angst vor dem Virus versteckt? Werde ich mich wieder unbeschwert und ohne auf Abstand bedacht zu sein unter fremden Menschen bewegen können?

Corona betrifft mein Leben, meine Entscheidungen zu reisen, das macht das Zuhause zu einem Ort, von dem ich manchmal flüchten und nicht gerne zurückkehren will, zu einem Ort der Beschränkung.

Es fällt mir schwer, mir die Zukunft vorzustellen, sie bleibt im Ungewissen, im Unplanbaren, eine Zukunft des vielleicht???