Eine anstrengende Arbeitswoche liegt hinter mir. Es ist Freitagabend und draußen fällt Schnee, wie die ganze Woche schon. Ich bin dankbar, finanziell nicht von den Maßnahmen der Regierung bezüglich Corona betroffen zu sein. Vieles kann ich nicht begreifen oder verstehen. Mein Verstand mit seinen Gedanken ist still geworden in diesen Märztagen im Jahr 2021.
Corona und der Tod, Corona und die Angst vor dem Sterben. Habe ich Angst vor dem Sterben? Nein. Vor kurzem begegne ich dem Tod, es ist eine unmittelbare Begegnung, er ist zum Greifen nahe. Meine Schwiegermutter liegt im Sterben. Sie hat den 2.Weltkrieg erlebt und wunderschöne Geschichten von ihrem Leben erzählt. Einem Leben voller Entbehrungen aber auch Freuden, der Liebe sowie von ihren Kindern und Enkelkindern, die ihr alles bedeuten.
Ich sitze bei ihr am Bett und halte ihre leicht kühle Hand. Sie spricht nicht mehr und liegt ganz ruhig da. Ihr Atem ist leise hörbar und fühlbar, manchmal auch ein leichtes Röcheln der Lunge. Ich spreche mit ihr und bedanke mich für die gemeinsam verbrachte Zeit. Mit jedem Einatmen von ihr spüre ich das Leben kommen und mit jedem Ausatmen geht das Leben, es ist ein tiefes Loslassen jetzt. Sie ist friedlich und völlig entspannt, ihre Präsenz ist überwältigend. Die Tränen laufen mir über die Wangen und ich fühle mich an die Geburt meines Sohnes erinnert. Die gleiche Energie ist spürbar, als er den Schoß meiner Frau verlässt und ich ihn in die Hände nehme. Das sind die Höhepunkte des Lebens, wie ich sie wahrnehme. Der Eintritt des Lebens in diese wunderbare Welt und dann das Loslassen von Allem, dem Gehen von dieser Welt. Und dazwischen das Leben selbst mit unendlich vielen Möglichkeiten!
Wird es uns als Gesellschaft, als Kollektiv gelingen loszulassen und damit die Angst vor dem Tod und somit auch vor Corona zu verlieren? Jeder Einzelne von uns kann damit beginnen und langsam werden wir mehr und mehr und das Kollektiv kann sich ändern. Mir wird bewusst, dass ich mir genau das wünsche und meinen Teil dazu beitrage. Das ist ein schöner Gedanke für mich. Du und ich – wir alle können die Welt etwas besser machen.