Ich liebe es, regelmäßig ins Theater zu gehen, ein Konzert zu besuchen, im Programmkino einen interessanten Film zu sehen, der mich fordert nachzudenken, geschichtliche Zusammenhänge zu entdecken, Menschen, die Geschichte schrieben, näher kennenzulernen. Da fällt mir die grandiose Biografie Astrid Lindgrens ein, filigran, detailverliebt und gewaltig auf die Leinwand gebracht.
Klassische Konzerte im Musikforum, das mit seiner Akustik den Vergleich mit der Elphi in Hamburg keineswegs scheuen muss. Mozart oder Beethoven, Vivaldi oder Grieg holen mich auf den Teppich, lassen das Herz ruhiger schlagen, der Atem fließt … langsam!
Das Mitfühlen, das Mitzittern, das Mitempfinden auf der Theaterbühne, auch hier das Menschsein in vielen Facetten. Ich erinnere mich an die Callas, die mir nur als grande dame der Arie bekannt war. Sie kennenzulernen als eine Persönlichkeit, zutiefst gespalten, in der Meisterklasse ihren Schülern alles abverlangend, den Menschen in seinen Unzulänglichkeiten ignorierend!
Hamburg im Herbst: Peter Lindbergh, Untold Stories in der großartigen Stadtvilla „Museum für Kunst und Gewerbe“. Du schreitest die Treppe hinauf, großflächige Portraits betrachtend, Menschenbilder, die die Stufen begleiten. Jedes einzelne Foto erzählt eine Geschichte: still, laut, überschäumend, ergreifend, eindringlich, Ausdruck der Seele in schwarz-weiß!
All das fehlt mir! Corona betrifft mein Leben, weil Kultur unmöglich, eingefroren ist, und das seit einem ganzem Jahr. Ja, live-streaming ist eine Möglichkeit, aber kein Ersatz. Mimik, Gestik, Präsentation als Einheit von Geist, Seele und Körper, der in der Chips-Tüte kramende Nachbar, der viel zu laut sprechende Besucher in einer Ausstellung, lange Warteschlangen an den Kassen, unvorstellbar in diesen besonderen Zeiten. All das gehört zum Kulturerlebnis dazu und … es fehlt!
Corona betrifft mein Leben, weil es all diese wunderbaren und so selbstverständlichen Sinneseindrücke nicht mehr gibt. Ich wünsche sie mir zurück … ohne Wenn und Aber!