Heute hat Corona mein Leben wieder mal stark getroffen.
Hin und her werde ich geschüttelt. Warum ist es so schwer für mich, zur Ruhe zu kommen? Eigentlich war ich so erleichtert über die Antworten meiner Frage nach der Gefährlichkeit des Virus. Plötzlich war ich frei von Angst. Angst vor einem unbemerkten Ungeheuer. Welches ich mit mir rumtragen könnte, und auf meine mir anvertrauten Senioren trage.
Doch seit wann werde ich nun als Bedrohung wahrgenommen? Warum gestaltet sich das Miteinander so kompliziert seit Corona?
Es vergeht kein Tag, wo ich nicht herausgefordert werde, meiner Meinung treu zu bleiben. Warum haben meine Kinder, meine Freunde, meine Kollegen, meine Nachbarn Angst mir zu begegnen?
Was heißt eigentlich Begegnung? Steht mir da jemand gegenüber oder gegen mich? Oder können wir miteinander, nebeneinander den Weg durch diese Zeit gehen?
Corona trifft heute in mein Leben.
Ich versuche mich vorzubereiten auf ein weiteres Gespräch, versuche mich zu erinnern, wie eine gewinnbringende, lösungsorientierte Kommunikation gelingen kann. Nun ist das Gespräch abgesagt. Umdisponiert in eine größere Diskussion, später. Warum fällt es uns so schwer, uns offen über unsere Meinungen, Erkenntnisse, Ansichten und Aussichten über das Leben, seit es „C“ gibt, auszutauschen? Warum ist es schlimm, unterschiedlicher Meinung zu sein? Was ist daran so gefährlich? Die Fragen werden mehr. Sie nehmen nicht ab. Sie werden drängender, lauter. Mein Gegenüber kapituliert.
Ich gebe auf. Warum geben wir auf?
Warum ist es so schlimm, wenn ich so leben möchte, wie es mir guttut? Warum bin ich dann gefährlich für meinen Nächsten? Corona trifft in mein Leben, in jede Ritze. Es durchzieht jeden Bereich. Es frisst nach und nach alles auf, was mir Freude macht. Am meisten trifft es mich, dass ich nicht unbeschwert mich mit so vielen Leuten gleichzeitig treffen darf, wie ich möchte. weil doch ganz normal in mein Leben gehörend. Auch dort, wo ich darf, schrecken die meisten Menschen vor einer Begegnung zurück, weil zu gefährlich. Doch was heißt gefährlich? Gefährliche Krankheit, Tod? Oder gefährlich wegen Strafe? Schlechtem Ruf? Jobverlust? Seit Corona mich getroffen hat, ist mir klargeworden, was mein Leben ausmacht. Beziehungen – Was für ein Wort! Menschen ziehen mit mir durchs Leben. Das macht mein Leben aus. Ohne Menschen um mich herum gehe ich ein. Ich bin ein Rudeltier. Sind wir das nicht alle?
Am liebsten wie ein Pinguin, so dicht inmitten einer Traube von Pinguinen stehend, dass sich unsere Flügel berühren. Nur so bleibe ich warm. Die am Rand stehen, werden immer wieder ausgetauscht und in die Mitte genommen.
So überleben alle. Oh, wie tröstlich zu erleben, das sobald ich drohe, allein in der Kälte zu stehen, sich andere Pinguine um mich scharen, mich wärmend. Neue Energie erfüllt mich. Ja, Wärme gibt Energie. Das ist überlebenswichtig. Vor allem in diesem dunklen Winter.
Bis jetzt habe ich überlebt. Nur so manche Beziehung scheint gestorben. Oder ist sie nur eingefroren? Schock gefrostet sozusagen. Doch wann taut unsere Welt wieder auf?
Wenn sich mein Blick auf die Menschen, die mich wärmen, richtet, entdecke ich, wie tief unsere Beziehung geworden ist. Eine unsichtbare Verbundenheit liegt in unseren Blicken. In unseren Flügel Umarmungen.
Kann ich nicht einfach in diesen vertrauten Umarmungen bleiben, so spüre ich die Distanz -Corona -Kälte nicht mehr. Selbst unter meinen Füßen taut das Eis auf, neue Wege öffnen sich. Endlich schaue ich nach oben.
Was oder wen entdecke ich, meinen Vater im geöffneten Himmel? Seine warmen Sonnenstrahlen sind es, die uns von oben anstrahlen. Mein Vater lächelt und sagt: „Mein Pinguin Kind, vertraue mir. Ich habe alles in der Hand. Mein Sonnenlicht wird nie erkalten. In meiner Nähe bleibst du warm und lebendig.“