…habe ich wenig soziale Kontakte. Ich lebe in einer Partnerschaft, darüber bin ich sehr glücklich und dankbar. Bevor es Corona gab, besuchte ich einen Pilateskurs und freute mich jede Woche, mit anderen Frauen zu üben. Meine Freundin habe ich schon sehr lange nicht mehr gesehen, ich glaube im November 2020. Meine Eltern sehe ich regelmäßig und meinen älteren Bruder selten.
Meine Therapeutin gehört ebenso zu meinen sozialen Kontakten, wie meine Psychologin aus der psychatrischen Tagesklinik. Was bedeutet, mein ohnehin schon eingeschränktes Sozialleben findet quasi nicht mehr statt. Über Telefon und Videochat schon, aber das ist natürlich nicht dasselbe wie ein persönlicher Kontakt. Ich leide darunter…
Die Zeit mit meinem Partner genieße ich, doch er spürt, dass ich mich ansonsten sehr einsam fühle. Meine Kusine aus Freiburg habe ich jahrelang nicht gesehen.
Zuerst dachte ich, naja, das ist nur für eine gewisse Zeit und im März 2020 ging ich von ein paar Wochen aus, daraus wurden ein Monat und danach wurden es immer mehr Monate. Nun ist fast ein Jahr vergangen. Ohne Yoga und Meditation würde es mir noch viel schwerer fallen und natürlich den Laufsport.
Es ist schon ein bisschen Luxus, in so einer wunderbaren Natur zu wohnen und Sport machen zu können. Wenn ich Laufe fühle ich mich anders, besser… Ich sehe zwar viel seltener andere Läufer/-innen, doch wenn ich sie sehe, dann freu ich mich. Laufen verbindet. Obwohl ich dieses Jahr auch kaum mehr an virtuellen Läufen teilnehmen möchte. Mit der Ausnahme von „Wings for Life“, denn da laufe ich ja für den guten Zweck und die Rückenmarksforschung.
Wie geht es den anderen? Und wie geht es mir?? Mit den Ängsten und Sorgen und dem Gefühl der Minderwertigkeit. Weil ich nicht so viel zur Gemeinschaft bzw. in der Gesellschaft beitragen kann. Ich habe mich nicht verkrochen und das ist mein Erfolg. Mir geht es nicht wesentlich schlechter als vorher, auch dies weiß ich zu schätzen.
Im Grunde genommen konnte ich mich sogar in den ersten 11 Monaten etwas stärken. Und zwar in dem ich meine Themen angehe, etwas Neus ausprobiere oder mein eigenes Verhalten bemerke oder hinterfrage.
Es gab Gefühlsausbrüche und für mich wird klar warum und ich bin sogar froh darüber. Jeden Tag an dem ich mit meinen geliebten Menschen und den anderen, die mir lieb und teuer sind, zusammen sein kann, bin ich dankbar.
Vielleicht entsteht eines Tages eine Bekanntschaft oder Freundschaft, denke ich jetzt. Warum auch nicht? Genau gesagt, habe ich erst in den vergangenen Jahren „zu leben“ oder mein Leben zu strukturieren oder zu gestalten. Insofern ist mein Leben jetzt besser wie vorher.
Doch dazu hat es nicht Corona gebraucht, das habe ich ganz alleine geschafft. Ich bin freundlich zur Apothekerin, höflich zur Kassiererin im Supermarkt und ansonsten grüße ich meine Nachbarn, wenn ich sie sehe. Das Wichtigste ist für mich, den einzelnen Tag zu schätzen und den besonderen Moment zu genießen, so wie heute auf dem Balkon in der Sonne. Ich bin gesund und glücklich, okay vielleicht nicht ganz, aber immer mehr…