…meine orangefarbene Yogamatte! Sie ist für meinen Körper wichtig. Ich habe auf dieser Matte schon einiges mitgemacht. Eine persönliche Praxis zu entwickeln ist eine Herausfordrung…Meine Matte ist vielseitig, denn ich mache auch Fitnessübungen auf ihr. Sie schenkt mir Bewegungsfreiheit auf engsten Raum, an Tagen an denen ich nicht hinaus in die Natur komme. An Regentagen eine ruhige Yogapraxis zu üben und danach wieder auf die Couch zurückzukehren, das fühlt sich gut an.
Die Farbe orange in verschiedenen Tönen hebt die Stimmung und erinnert mich an die Sonne. Ein bisschen Sonnenschein für’s Wohnzimmer. Ich gehe mit unterschiedlichen Launen auf die Matte und trample manchmal sogar auf ihr herum, oder ich hüpfe leichtfüßig hin und her oder ich nehme eine stolze Haltung auf ihr ein oder natürlich Shavasana…
Ich kann stark sein, indem ich auf der Matte in der Bretthaltung meine Bauchmuskeln trainiere oder ich kann weich werden in der Haltung des Kindes. All das macht die orangefarbene Matte mit den Gebrauchsspuren mühelos mit. Sie ist zu schade um sie auszurangieren, deshalb verwende ich die andere Seite von ihr.
Still werden kann ich auch auf ihr, dann wird allerdings noch ein Kissen draufgelegt damit ich es bequemer habe. Ich übe das still werden mit geöffneten Augen, denn ich möchte mich nicht verschließen, sondern offen sein, für alles was ist. 5 Minuten erscheinen mir manchmal wie eine halbe Ewigkeit, denn die Gedanken feuern dann besonders wild und irgendwo zwickt und ziept es immer an mir. Der Impuls aufzuspringen ist da, es gibt so vieles anderes; bei mir zu bleiben ist schwer. Es geht um’s Ankommen auf der Matte und im Leben. Ich saß anfangs 5-10 Minuten und komme mit Gefühlen in Kontakt.
In dem Moment in dem nichts mehr ablenkt zeigen sich Körperempfindungen entweder ganz zart oder auch sehr intensiv. Meinen Bauch, der angespannt und hart ist, kann ich dann nicht mehr ignorieren, oder das enge Gefühl in der Brust genauso wenig wie den Kloß im Hals. Zorn, Angst, Unsicherheit…Meine Matte ist ein Ort der Begegnung, denn ich spüre dort entweder meinen Körper oder nehme wahr mit was sich mein Kopf beschäftigt. Der Gedanke an die Einkaufsliste verfliegt und im nächsten Moment denke ich an den Termin beim Zahnarzt nächste Woche, die aktuellen Zahlen und ob heute Mittag wohl noch die Sonne scheint.
All das findet statt auf einer Yogamatte die täglich ausgerollt wird für die beschriebenen Aktivitäten. Davor lag sich auch mal längere Zeit unbeachtet in der Ecke herum, doch Corona löste in mir einen Impuls aus „aufzustehen“, weg von noch einer Nachrichtensendung mehr und hin zum Tun. Es hilft immer irgendwie, egal ob ich mich locker oder steif fühle. Bei mir sein hilft immer. Denn danach fühle ich mich garantiert besser.