Marje B., 56 Jahre alt, Rentnerin, 2 erwachsene Söhne, verwitwet und lebt in einer Kleinstadt in Ostfriesland

Ein Gegenstand, der in der Coronazeit für mich besondere Bedeutung gewonnen hat, ist…

…mein (Haus mit) Garten. Ich habe das große Glück, in einem kleinen Reihenendhaus mit Garten zu wohnen. Da ich schon immer mehr ein Draußen- als ein Drinnenmensch bin, ist dieser Garten nun erst recht meine Rettung gewesen.

Zum Beginn des ersten Lockdowns wurde es Frühling. Draußen waren Treffen erlaubt und so traf ich mich gutem Gefühl in meinem oder anderen Gärten. Die Blumenpracht schien besonders reich. Meine Mitbewohner aus dem Vogelreich fütterten schon Mitte April ihre erste Brut auf dem Rand des Kompostes. Eine Mäusefamilie, die unter meiner Holzterrasse wohnt, machte mehrere Versuche, auch in meine Stube einzuziehen, da die Terrassentür so oft aufstand. Blumen zeigten sich und die Obstblüte schien gigantisch.

Der Frühsommer kam und der Rhabarber, die kleinen Felsenbirnen und die Johannisbeeren erschienen in einer Fülle, als wollten sie mich für alles entschädigen. Schon das Frühstück auf der Terrasse konnte ich mir mit ihnen versüßen.

Als der Sommer so heiß wurde, spendeten mir die hohen Büsche Schatten. Eine Katze zog mit ein und scheint die Gartenliebe mit mir zu teilen. Endlich durften auch wieder mehrere Menschen zusammenkommen und so waren entspannte Treffen möglich, hier in der Kleinstadt, wo fast jeder einen Garten hat. Wenn es abends kühl wurde, wurde die Feuerschale angeheizt. Und so manchen Abend verbrachte ich, eingewickelt in eine Kuscheldecke, liegend in meinem Garten, betrachtete die Sterne und viele Sternschnuppen. Die fehlenden Flugzeuge am Himmel vermisste ich nicht und die Dunstschicht schien auch weniger zu sein, so dass ich sogar die Milchstraße mal wieder entdecken konnte.

Langsam kam der Herbst mit einer weiteren Obstfülle und mit ihm die Vorahnung für den zweiten Lockdown. Zum Glück blieb es lange mild und ich genoss es sehr, noch meinen Mittagskaffee im Garten, teilweise im langsamen Hin- und Herlaufen, trinken zu können. Wie gut das tat, welch Geschenk!

Dann der Winter und oft das Gefühl des Höhlenkollers. Aber dann der Blick aus dem Fenster der warmen Stube in den Garten. Die Vögel freuen sich am Vogelfutter, die Katze tobt eine Runde draußen, bevor sie schnell wieder ins Warme saust. Und ich bin froh, in dieser besonderen Zeit in einem kleinen, feinen Paradies zu sein.

Nun kommt wieder der Frühling. Die Schneeglöckchen und Winterlinge und auch die Krokusse zeigen sich, auf sie ist Verlass in meinem Garten, in meinem Leben. Gut, etwas Verlässliches zu haben.