Alfee, Ü60, verheiratet, kinderlos und kinderreich, gern kreativ unterwegs

Ein Gegenstand, der in der Coronazeit für mich besondere Bedeutung gewonnen hat, ist…

…hui, und jetzt ??

Da kommen Gedanken vom Spaten, über das Fahrrad bis zum Laptop. Es tauchen das Tagebuch und der passende Stift auf. Das Wohnmobil und sogar das Auto – auch sie bekommen in dieser Zeit eine besondere Bedeutung für mich. Aber sind sie wirklich so besonders und in einem gewissen Maß herausragend geworden ?

Das Wort „besonders“ beeinträchtigt mich ein wenig im Denkprozess, denn es waren ja in der Tat viele Gegenstände oder der Umgang mit diesen, die nach und nach eine neue, eine andere Wertigkeit in meinem Leben bekamen.

Und doch, besonders war dabei ein Spaten und seine Werkzeugkollegen:
Corona war nicht mal der unmittelbare Anlass, die Idee wartete schon länger auf Umsetzung. Aber es passte sich dann wunderbar in diese, so andere Zeit ein.

Wir mieteten 2020 vom Frühjahr bis zum Herbst einen Gemüseacker bei einem benachbarten Bauern. Werkzeug, Wasser und eine umfassende Vielfalt an jungen Gemüsepflanzen wurden gestellt. Der Rest war dann unsere Verantwortung, unsere Arbeit und vielleicht später unsere Ernte. Obgleich ein eigener Garten zu Hause vorhanden, hatten wir recht wenig Ahnung von Ackerbau und Gemüsezucht, waren aber optimistisch und motiviert.

Trotz schwerer körperlichen Anstrengungen entwickelte sich das Projekt für mich zu einer Wohltat. Mit dem Spaten und seinen Metallfreunden etwas zu beackern, half Luft zu holen und Distanz zu schaffen vom allgegenwärtigen Thema Pandemie.

Statt mich permanent mit den neuesten Informationen zum Virus zu beschäftigen, konnte ich den Spaten tief in den Acker stechen, Wurzelwerk und Beikräuter ausgraben und Steinzeug ausbuddeln.
Statt Ängste zu entwickeln, konnte ich die Erde lockern und lüften.
Statt zu Schimpfen und zu Meckern konnte ich die Pflänzchen gießen und düngen, damit sie gut wachsen und gedeihen.

Der Spaten trotzte mir Schweiß ab, oft auch ein Fluchen, wenn die Erde zu trocken war. Und ja, einmal auch Tränen, denn genau diese Trockenheit und Schädlinge haben auch manche der grünen Pfleglinge dahingerafft. Wie ein Landwirt dabei empfinden mag, konnte ich mir auf einmal gut vorstellen. Spaten & Co. halfen, Ohnmachtsgefühle klein zu halten. Sie ermöglichten Gemeinschaft auf Distanz mit den Nachbargärtnern, die ebenso eifrig ihren Acker bearbeiteten.

Die Stahlschippe hat mich abgelenkt vom Thema Corona, wenn es nötig war und mir gleichzeitig Kraft gegeben, sich wieder damit auseinanderzusetzen.

Und bei alledem wurde der Blick auf die Natur mit ihren Kräften und auch Grenzen, die sie uns setzen kann, nochmal nachgeschärft.