Tastmarie, 56, in einer Großstadt lebend, erwerbsarbeits- und kinderlos, immer wieder schreibend

Ein Gegenstand, der in der Coronazeit für mich besondere Bedeutung gewonnen hat, ist…

…mein Laptop, der Gedanke kommt gleich – mein Laptop – ist quasi so oft schon mein „Tor zur Welt“ gewesen und mein Werkzeug – für das Schreiben beispielsweise und für Recherche.

Als Einstiegsgerät für Zoom – durch das ich schon mit so vielen Menschen geredet, gesungen, gespielt, geschwiegen habe – an meinem Laptop. Ich bin ihm so dankbar, dass er das so toll mitmacht, obwohl er schon älter ist – für einen Laptop. Ich finde es ja noch immer seltsam oder unverständlich, dass etwas nach ein paar Jahren schon alt ist. Das muss nicht sein, das sollte nicht sein, finde ich, dass das normal ist – bei Geräten wie Laptops beispielsweise.

Manchmal wird er lauter, manchmal fürchte ich, er könnte bald eingehen oder den Geist aufgeben – auch ein seltsamer Begriff für einen Laptop. Aber bisher hat er mich nicht im Stich gelassen. Ich trage ihn vom großen Tisch am Fenster – wo ich eher auf ihm „arbeite“ – zum Couchtisch, wo ich dann internetfernsehe durch ihn zum Beispiel oder eher Legereres mache. Und ich trage ihn auch wieder zurück. Zum Sitzen ist es besser am großen Tisch – uh, grad war es schwarz auf dem Bildschirm – ich hab unabsichtlich was gedrückt – screenshot, glaube ich – und es wurde schwarz. Angst, dass es nun, da ich ihn gerade gelobt habe, so weit ist, dass er den Geist aufgibt.

Aber zum Glück kam das Licht wieder, auch das, was ich schon über ihn geschrieben hatte in diesem Zoom-Meeting. Ich weiß nicht, das Wievielte es mittlerweile ist. Ich weiß auch gar nicht, ob ich heute vor einem Jahr schon gewusst habe, was Zoom ist. Und eigentlich weiß ich das jetzt noch nicht so wirklich. Und zum Glück muss ich es auch nicht wissen. Es funktioniert auch so. Nicht alles – also ich kann das mit diesen interessanten Hintergründen und Dingen im Gesicht und auf dem Kopf nicht machen – zumindest nicht so, dass mein Gesicht dann auch noch sichtbar ist. Aber das Wesentliche funktioniert – ich kann an Meetings, Spiele-, Sing-, Schreibtreffen teilnehmen. Und so – ja, was eigentlich. Mich beschäftigen?

Ich finde es oft auch sehr bequem so – Termine um 9 Uhr früh würde ich sonst kaum wahrnehmen. Aber so – mit Zoom, so geht das. Ich verzettle mich – eigentlich bin ich heute traurig. Lange war ich sehr froh über diese Möglichkeiten, die Bequemheit, mit der ich so in Kontakt treten kann. Aber jetzt, heute … vielleicht weil der Frühling kommt – da bin ich schon öfter traurig gewesen, im Frühling. Vielleicht weil ich mit diesen erwachenden Energien nicht oder manchmal nur schwer umgehen kann. Ich spüre eine Sehnsucht nach der Natur, den Schneeglöckchen und Märzenbechern, dem Vogelgezwitscher. Eine Sehnsucht, die weh tut, und auch eine Unruhe und diese Traurigkeit, die mich bedrückt. Und so war ich heute spazieren und habe sogar mit einem netten Herrn gesprochen – auf meine Initiative hin, was sehr, sehr selten vorkommt. Und es war nett, aber das war es dann auch. Nichts Weiteres hat sich daraus ergeben. Und ich habe nicht mehr so eine Freude mit der Aussicht auf x online Termine. Der Gedanke daran erfreut und beruhigt mich nicht mehr so oder eben jetzt nicht. Weil ich anscheinend etwas anderes will, nur was genau, das weiß ich nicht.

Und es ist schade irgendwie, dass mich das online Computer-Leben grad nicht zufrieden stellt. Denn das macht es kompliziert oder mühsam. Die Suche nach anderen Beschäftigungen, die mich erfreuen und befriedigen. Ich kann hoffen, dass es eine Krise mit Chance ist, etwas Neues, viel Schöneres kommt. Ein wirklicheres, „echtes“ Leben vielleicht. So sinniere ich und tippe es in meinen Laptop, der mir so viele Tage – mir fallen Wörter ein wie beigestanden, treu zur Seite gestanden, so gute Dienste erwiesen, … hat – aber das passt alles gar nicht für ein elektronisches Gerät. Nichtsdestoweniger – ich bin dankbar, dieses elektronische Gerät, meinen Laptop zu haben. Seltsame Welt, in der ich denke – was täte ich ohne ihn.