Anabell, 67 Jahre, verheiratet, 2 erwachsene Kinder, pensioniert, gebürtige Wienerin

Mein Freund Rudi

Hallo Anabell, ich bin’s, dein Computer!

Hast du heute wieder bei mir Sitzung? Du bist ja schon recht mutig geworden, machst lange Schreibseminare per Zoom mit, bist bei interessanten Impulssitzungen dabei und neuerdings startest du sogar unter Anleitungen einer Fachfrau eine Fastenkur! Du siehst, was ich dir alles vermitteln kann und woran ich dich teilhaben lasse, wo du doch oft so skeptisch meinen Fähigkeiten gegenüber bist. Du siehst auch, wie ich dich in dieser skurrilen Zeit unterstütze, dich am Leben im Außen teilhaben lasse und das sogar- ohne Maske! So kannst du dich mit Menschen bei den Sitzungen austauschen, sogar lachen. Zugegeben, es ist sicher anders, als wenn du die Menschen von Angesicht zu Angesicht siehst, eben live! Doch ich bin ein guter Ersatz, oder? Du bist ja auch schon flotter und ruhiger bei den technischen Details geworden.

Wenn ich da an früher denke, o Schreck, Graus! Was hast du doch oft nervös auf meinen Tasten herumgedrückt, wenn ich deiner Meinung nach nicht gleich spurte! Dein Herumgehampel hat mich des Öfteren außer Tritt gebracht und technische Verwirrungen gestiftet. Also, du siehst, so kann auch so eine außergewöhnliche Zeit ihre guten Seiten haben und Fähigkeiten in dir wachrufen, an die du sonst gar nicht gedacht , geschweige denn sie ausgeführt hättest. Wie hättest du mit deiner Enkelin, die ja weiter weg wohnt, dich sonst unterhalten können als auf Skype? Na ja, Ersatz für ein Treffen mit ihr persönlich bin ich natürlich nicht, aber immerhin, ich schaue auf dich! Dein Wohlbefinden liegt mir am Herzen- oder wie siehst du das?

 

Hallo, du guter technischer Freund!

Endlich kann ich deine Sprache besser verstehen und möchte dir einen Namen geben. Du begleitest mich so treu und zuverlässig durch diese absurde Zeit! Oh, da höre ich dich ja flüstern, ist das dein Name- Rudi! Habe ich da richtig gehört? Das klingt ein wenig seltsam, du hast es wohl gerne etwas nostalgisch? Mein Vater hatte mal einen Schulfreund, der Rudi hieß und ein etwas merkwürdiger Kauz war. Das Besondere an ihm war seine Stimme- sie klang immer etwas schnarrend und leicht schnupfig. Als Kind musste ich immer lachen, weil es so komisch war, seine Stimme klang fast wie ein Staccato! Bitte lieber Rudi, fang du nicht auch an so schnupfig schnarrig mit mir zu sprechen, so ein Staccato würde sich sonst sicher auf deine metallenen Innereien auswirken!

Ich schätze dein zuverlässiges Arbeiten, deine klaren Anweisungen, auch wenn ich sie ab und an noch nicht gleich verstehe. Wie du weißt, hole ich in solchen Situationen meine „Feuerwehr“, meinen Mann zu Hilfe, der sofort wieder Ruhe ins Geschehen bringt. Ich danke dir auch für deine Geduld mit meinen technischen Schwächen! Du hast mich wahrlich in den letzten Monaten sehr unterstützt und meinem Wissen und meiner Kreativität neue Wege eröffnet. Wir zwei sind dabei, ein gutes Team zu werden! Das hätte ich vor einigen Monaten nie geglaubt- du und ich!