Jana, 59 J., verheiratet, 3 erw. Kinder, 5 Enkel, selbständig (LSB, TCM) / EPU, Erwachsenenbildnerin, Musikerin, wohnhaft in einer Bezirkshauptstadt im Salzkammergut

Corona – die Krankheit

Ich hatte vor beinahe vier Monaten Corona und darüber bin ich inzwischen richtig froh. Aus heutiger Sicht ist das für mich recht praktisch. Ich bin dadurch nämlich aktuell von den regelmäßigen Testungen befreit und das finde ich sehr praktisch. Mir wurde gesagt, wenn ich testen gehen würde, würde mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit jeder Schnelltest positiv anzeigen und dann müsste man zur Kontrolle einen PCR Test machen um den Status der Virenlast zu ermitteln. Da ich inzwischen auch einen Antikörper-Test und einen Neutralisationstest aus meinem Vollblut anfertigen ließ, weiß ich, dass ich Corona wirklich „ordentlich“ absolviert habe. Ich habe aktuell ausreichend Antikörper gebildet, und darüber bin ich auch sehr froh. Doch ehe ich in die Zeit der Erkrankung eintauche, gehe ich mit meiner Erinnerung noch einmal zurück in die Zeit, ehe ich krank wurde.

Ich muss gestehen, ich habe das ganze Geschehen, das rund um Corona die Welt beschäftigte, lange Zeit sehr kritisch beäugt. Es war mir klar, dass Corona ein Virus ist, der nicht erst seit 2020 in der Welt ist. Und ich weiß, dass jeder Virus immer wieder und immer wieder mutiert, weil ihm nur so sein Überleben gesichert ist. UND, ich weiß so viel über Viren, dass mir bekannt ist, dass diese ihren Wirten, also den Menschen gewöhnlich nicht umbringen. Denn sonst gehen ja auch sie drauf.

Irgendwie verwirrte mich diese ganze Berichterstattung über Corona ziemlich. Die Berichte über die vielen Todesfälle analysierte ich ein wenig genauer und dabei fiel mir auf, dass die Hotspots in Gegenden auftraten, wo viel Raubbau an menschlichen Ressourcen betrieben wurde. Was mich ebenso verwirrte, war die Tatsache, dass dieses Virus beinahe zeitgleich auf der ganzen Welt auftauchte. Da ging mir allerhand durch den Kopf, dem ich hier gar keinen Raum geben will.

Maßnahmen hin oder her – mein Demokratieverständnis ist so „gestrickt“, dass ich mich selbstverständlich an die empfohlenen Maßnahmen hielt. Und doch war ich auch froh über diverse „Schlupflöcher“ im System. Ich nahm es z.B. nicht ganz so genau mit den öffentlich diskutierten Sperrzeiten. Ich dehnte sie gerne aus, weil es im Frühling und Sommer so schön lange hell war und blieb länger unterwegs, als „erlaubt“. Obwohl, zur sportlichen Betätigung war dies eigentlich ohnehin gestattet.

Ich wanderte viel, war in den Bergen unterwegs und machte auch sonst vieles, um mein Immunsystem zu stärken. Eine ausgewogene Ernährung war mir auch vor Corona schon sehr wichtig. Und, da ich mich bei Wildkräutern sehr gut auskenne, sammelte ich viele Kräuter, welche die Lunge und Bronchien stärkten. Auch Kräuter für das Gemüt und die Seele waren dabei. Denn die immer enger „gezurrten“ Maßnahmen schlugen sich auch mir zeitweise auf das Gemüt.

Bis zum Sommer kannte ich niemand persönlich, der an Corona erkrankt war. Ich hörte davon nur aus den Medien. Doch die Art und Weise der Berichterstattung, welche beinahe ausschließlich an der Angst vor der Erkrankung orientiert war, setzte mir zu. Dann kamen erste Diskussionen über Impfmöglichkeiten. Das verwirrte mich wiederum, weil ich wusste, dass es vor Corona noch nie möglich war, in so kurzer Zeit einen Impfstoff zu entwickeln, der ausreichend überprüft und getestet werden konnte.

Hand in Hand mit der Impfdiskussion wurde auch sehr schnell über sehr einschränkende Maßnahmen diskutiert für Menschen, welche sich nicht impfen lassen wollten. Es wurde öffentlich über Arbeits- und Reisebeschränkungen nachgedacht. Und das war die Zeit, wo ich inständig darum bat, dass es für mich eine freundlichere Lösung geben möge, als die Impfung, die in meinen Augen noch nicht so recht ausgereift und ausreichend getestet ist. Ich ließ mich auf keinerlei Impfdiskussion ein, weil ich keine Ärztin bin. Aber ich befasste mich mit Fachliteratur. Auch da nahm ich einiges wahr, was mich wiederum verwirrte. Die Tatsache, dass es in der Geschichte von Impfstoffen gegen Virus-Erkrankungen noch kein einziger Impfstoff geschafft hatte, in so kurzer Zeit eine Zulassung zu bekommen, verunsicherte mich.

Und wenn ich zuvor schrieb, ich bat um eine freundlichere Lösung als die Impfung, so kann ich nicht genau sagen, was ich damit meine. Manche würden dazu vielleicht sagen, sie beteten darum. Ich richtete meine ganze Aufmerksamkeit und meine Energie darauf, dass ich mich auch in ferner Zukunft frei von allzu einschränkenden Maßnahmen bewegen kann. Dass ich arbeiten kann, dass ich reisen kann und dass ich dazu, wenn möglich keine extra Papiere wie z.B. einen digitalen Impfpass benötige. Ich lenkte also meine ganze Aufmerksamkeit auf meine Freiheit und meine Gesundheit.

Und dann wurde es November 2020. Mein Mann erzählte mir von drei Angestellten seiner Firma, welche an Corona erkrankt waren. Das waren die ersten Menschen in meiner näheren Umgebung, von deren Erkrankung ich persönlich erfuhr. Damals gab es in unserer kleinen Stadt in Oberösterreich noch nicht so inflationäre Testmöglichkeiten, wie jetzt im Frühling 2021. Damals musste man noch bei einer Hotline anrufen und das dauerte oft lange, bis man eine Verbindung bekam. Da mein Mann verkühlt war und plötzlich nichts mehr riechen konnte, rief er bei der Hotline an und bat um einen Termin für eine Testung. Dies wurde abgelehnt mit der Begründung: „Husten, Schnupfen und nicht riechen können sind keine Corona Symptome. Weshalb wollen Sie testen?“ Leider erwähnte mein Mann am Telefon nicht, dass in seiner Firma bereits 3 Angestellte an Corona erkrankt waren. Er blieb also ungetestet.

Beinahe zeitgleich wurde meine 94jährige Schwiegermutter, welche im selben Haus, jedoch in einem eigenen Haushalt mit ihrer Pflegerin lebt, krank. Sie bekam sehr hoch Fieber und hustete. Es war Freitagmittag, die diensthabenden Ärzte waren bereits im Wochenendmodus und so ich rief bei der Ärztehotline an um Hilfe durch einen diensthabenden Arzt zu bekommen. Ein mir gut befreundeter Arzt hatte Dienst. Er verweigerte sehr freundlich aber bestimmt, ins Haus zu kommen und die Schwiegermutter vorerst einfach mal nur abzuhören. Seine Begründung: „Du musst das verstehen, ich bin bereits 64 Jahre alt und somit gehöre ich zur Risikogruppe. Ich habe keine Schutzausrüstung, es ist mir zu riskant, ins Haus zu kommen. Was ist, wenn deine Schwiegermutter Corona hat? Bitte rufe die Hotline an, die sollen dir einen Arzt schicken, oder gehe mit ihr ins Krankenhaus.“

Ich rief nicht bei der Hotline an, sondern ich besorgte der Schwiegermutter aus der Apotheke schleimlösende und fiebersenkende Medikamente. Ihre Symptome ließen für mich nicht auf eine Corona Erkrankung schließen, sondern eher auf eine sehr starke Verkühlung. Da sie sehr schnell immer schwächer wurde, verständigte ich eine Mitarbeiterin des mobilen örtlichen Palliativ-Teams. Diese kam sofort und bestätigte den Eindruck, dass es sich um keine Corona Erkrankung handelt, sondern einfach auch um ihr möglicherweise bevorstehendes, ganz normal altersbedingtes Ableben.

Am Montag fuhr ich mit ihr zur Hausärztin. Diese nahm ihr Blut ab um abzuklären, woran sie erkrankt war. Sie vermutete eine Lungenentzündung und schickte uns zum Lungenröntgen. Sie machte keinen Corona-Test – mit der Begründung: „wenn so alte Menschen wissen, dass sie Corona haben, dann (O-Ton) strecken sie ihr viel zu schnell die Patschen. Wir wollen ihr eine unnötige Aufregung ersparen“.

Bei dieser Entscheidung der Hausärztin wurde nicht berücksichtigt, dass ich im selben Haus meine Praxis habe und täglich Menschen aller Altersgruppen ein- und ausgehen. Diese haben zwar keinen unmittelbaren Kontakt mit der Schwiegermutter, aber ich fühlte mich dabei völlig übergangen. Mir wurde irgendwie ganz anders.

Der Verdacht der Lungenentzündung bestätigte sich. Die Schwiegermutter wurde mit Hilfe von Antibiotikagaben und allerhand anderer medizinischer und naturheilkundlicher Unterstützung wieder gesund.

10 Tage später wurde ich von einer Minute auf die andere krank. Es fing alles mit einem heftigen Schüttelfrost an. Ich wurde plötzlich unendlich müde und wollte nur mehr schlafen. Zum Glück hatte ich zuvor noch einen großen Topf Hühnersuppe gekocht, da mein Mann ja, wie oben bereits erwähnt, so verkühlt war. Ich wäre dazu nachher nicht mehr imstande gewesen. Ich dachte zunächst, ich hätte mich bei ihm angesteckt. Doch dann bekam ich allerhand Symptome, die ich bis dahin nicht kannte. Das schlimmste waren extreme Nervenschmerzen am ganzen Körper – mir tat jede Haar-Wurzel und jedes Gelenk extrem weh. Das Fieber wurde allmählich höher, dazu bekam ich Husten und Schnupfen. Nach 3 Tagen rief ich bei der Hotline an und bat um einen Termin für eine Testung. Die Frage, ob ich nachweislich mit jemandem Kontakt hatte, der an Corona erkrankt war, bzw. ob ich auf Reisen war, verneinte ich. Dann wurde ich gefragt, weshalb ich mich dann testen lassen wolle. Ich führe es auf meine Unbeirrbarkeit und meine Hartnäckigkeit zurück, dass ich einen Termin bekam. Ursprünglich wollte mir die Dame am Telefon der Hotline keinen Termin zuweisen. Erst als ich dann auch noch betonte, ich habe eine Gesundheitspraxis und muss wissen, ob ich gesund bin, sonst kann ich nicht arbeiten, ließ sie sich erweichen. Ich hatte am Telefon den Eindruck, dass sie mir nur sehr widerwillig einen Test-Termin zuteilte.

Als ich dann am nächsten Tag zur Testung fuhr, fühlte ich mich richtig elend krank. Und es überraschte mich nicht, dass das Testergebnis positiv ausfiel. Dazu kam wiederum ein Erlebnis, an dem ich bis heute nicht vorbeikomme: meine Hausärztin hatte sich noch am Tag vor dem Test geweigert, obwohl sie bei meiner Schwiegermutter im Haus war zum Abhören ihrer Lunge, dass sie zu mir ein Stockwerk höher kommt, um auch meine Lunge abzuhören. Ihr Kommentar im Stiegenhaus: „Sie müssen das verstehen. Ich kann es mir nicht leisten, mich anzustecken. Ich weiß ja nicht, ob Sie Corona haben. Dann müsste ich womöglich meine Praxis zusperren“.

Ich bekam nach dem positiven Testergebnis ein amtliches Schreiben mit dem Titel „Absonderung in Heimquarantäne“. Ausgestellt von der zuständigen BH mit dem amtlichen Spruch: „Sie dürfen den genannten Absonderungsort nicht verlassen“. Dieser Bescheid führte in 7 kleingedruckten A-4 Seiten an, was ich alles nicht darf und was ich einzuhalten habe. Alles „garniert“ mit zahlreichen §§§ und einer Rechtsmittelbelehrung.

Puhh, ich fühlte mich wie eine Aussätzige.  Ich weiß gar nicht, was schlimmer war, die Tatsache, dass ich nun an Corona erkrankt war – diesem Schreckgespenst, das von den Medien sowie den Vertretern von Politik und Medizin seit über einem halben Jahr ohne Unterbrechung fast ausschließlich im Angesicht des Todes kommuniziert wurde. Oder die Tatsache, dass meine Ärztin sich geweigert hatte, ins Haus zu kommen. Oder die Tatsache, dass ich nun „abgesondert“ und komplett eingeschränkt war. Alleine dieser Begriff „Absonderung“ setzte mir zu. Oder die Tatsache, dass ich unendliche Nervenschmerzen, Fieber und Husten hatte und sehr kurzatmig wurde. Und dass ich mich kaum ruhig halten konnte, weil die Schmerzen nur unter leichter Bewegung halbwegs erträglich waren. Als ich dann am Tag nach der Testung auch noch meinen Geruchssinn verlor, war es besonders schlimm.

Mein Heilpraktiker empfahl mir die Einnahme allerhand sehr guter Produkte, welche nachweislich die Fließfähigkeit des Blutes unterstützten. Ein befreundeter Arzt meiner Musikgruppe versorgte mich telefonisch mit Thrombosespritzen, die mir dann der Apotheker persönlich vorbeibrachte. So nach und nach wurden die Symptome erträglicher. 10 Tage, nachdem ich meinen Geruchssinn verloren hatte, kam er Gott sei Dank wieder zurück. Das erste, was ich wieder ganz leicht riechen konnte, war ein ausgeblasenes Zündholz. Es war Advent, und ich zündete jeden Tag Kerzen an. Als ich diesen Rauch wieder riechen konnte, flossen bei mir erstmal nur meine Tränen. Das werde ich nie vergessen.

Um meine Gesundschreibung kümmerte ich mich nach mehr als 14 Tagen Absonderung in häuslicher Quarantäne, indem ich mich von der Wirtschaftskammer meiner Berufsgruppe testen ließ. Diesen Test musste ich damals noch selbst bezahlen. Heute, beinahe vier Monate später läuft das alles ganz anders. Es gibt inzwischen fast überall Teststraßen. Inzwischen sind Schnelltests für zu Hause sogar gratis in der Apotheke erhältlich.

Das Resümee meiner Teilnahme an dem Schreib-Projekt als „Zeit-Zeugin“ UND als unmittelbar Betroffene:

Es hat mir unendlich gutgetan, meine Gedanken und Erlebnisse zu Corona zu Papier zu bringen. Ich habe schon lange den Eindruck, es wird zwar beinahe über nichts Anderes mehr gesprochen – egal wo und zu welchem Anlass: das Thema Corona ist (fast) immer Thema Nummer 1. Doch wie es den Menschen damit wirklich geht, nämlich tief drinnen, interessiert kaum Jemanden. Die meisten meiner Freunde haben sich selbst irgendwie arrangiert, um über diese so seltsame Zeit halbwegs unbeschadet drüber zu kommen.

Als ich selbst erkrankt war, haben sich nahestehende Menschen zurückgezogen. Sie haben zwar kurz gute Wünsche zur Genesung abgesetzt, doch ich hätte dringend Menschen zum Reden gebraucht. Außer mit meinem Mann und einer sehr guten Freundin war kaum ein tiefergehendes Gespräch möglich. Ich war unendlich einsam und alleine – mit allen Schmerzen und Einschränkungen, welche die Erkrankung und die damit verbundene Absonderung so mit sich gebracht hatten.

Und auch sonst nehme ich ein seltsames Verhalten wahr. Kaum jemand teilt sich wirklich offen mit seinen Gedanken mit. Es ist ein gesellschaftliches Phänomen geworden, dass sich Lager gebildet haben: Pro und Contra Corona, Impf-Befürworter oder -Gegner, Maßnahmen-Befürworter oder -Gegner. Ein tiefergehender, ehrlicher, betroffen-machender Austausch, der über ein oberflächliches Ausweichen und „Witze-machen“ hinausgeht ist kaum möglich. Viele Menschen leiden still. Mich macht das alles sehr betroffen.

Deshalb auch hier mein tiefer Dank an die Initiatorin des Schreib-Projektes Zeit-Zeugen für diese Möglichkeit, sich manches „von der Seele“ zu schreiben!

DANKE!