Ja, auch ich könnte an Corona sterben!
Ich bin Mutter, Ehefrau, schwer Lungenkrank, habe bereits eine Pflegestufe 2, Rentnerin und ja, auch ich könnte an Corona sterben.
Risikopatientin, das hat mir nicht nur einer meiner Ärzte im letzten Jahr gesagt. Manchmal hätte ich mir gewünscht, es wäre nur einer gewesen. Jeder weitere Arzt, hat die Angst vor Corona etwas größer in mir geschnürt.
Als das Thema Corona hier in Deutschland in jeden Medien vertreten war, habe ich nach kurzer Zeit das Radio, den Fernseher usw. nur noch einmal am Tage angeschaltet. Manchmal sogar gar nicht mehr. Nicht aus Desinteresse oder Resignation sondern vielmehr aus Angst.
Zu der Angst an Corona zu sterben, kam die Angst … Wann sind meine Medikamente wieder lieferbar? Wann kann ich wieder meine Behandlungen wahrnehmen? Wann meine wichtigen Arzttermine usw. Gott sei Dank hat sich das mittlerweile wieder gebessert. Ich habe zwar nun meine Behandlungen Zuhause und anstatt 5 mal die Woche 2 mal die Woche. Aber darüber bin ich schon sehr froh.
Die Zahl der infizierten stieg in vielen Teilen Deutschland rapide an. Und auch im näheren Umfeld kamen einige Coronafälle dazu. Und dies waren keinesfalls nur Menschen über 80 Jahre.
Parallel dazu stieg meine Sorge, mich vor allem durch die Sorglosigkeit vieler meiner Mitmenschen mit dem Virus zu infizieren. Denn Corona würde bei mir mit hoher Wahrscheinlichkeit tödlich verlaufen.
Ja, auch wir haben im Umfeld Menschen, die den Coronavirus verleugnen. Das macht das ganze für mich nicht einfacher. Sätze, wie… „Dann sollen doch nur die Alten und Kranken Zuhause bleiben“, haben mich schon sehr getroffen. Im Grunde, mache ich nun aber genau das. Seid über einem Jahr bin ich Zuhause. Außer meinen Arztterminen, kleineren Spaziergängen mit unserem Hund, bleibt da nicht wirklich viel. Ich versuche mich zu schützen! Ein Restrisiko bleibt natürlich dennoch.
Wir haben unser Leben auf das Coronavirus abgestimmt soweit es möglich ist. Mein Mann fährt täglich 200 km hin und zurück von der Arbeit, um mich in dieser Zeit zu unterstützen. Einige Hilfen sind Coronabedingt weggefallen. Meine Behandlungen sind nun Hausbesuche, der Einkauf wird geliefert und anstatt Freizeit mit den Freunden usw. gibt es nun Zoommeetings zum kreativen Schreiben und Malen plus Skypen mit der Familie. Treffen mit Verena oder Frauke sind geblieben. Ganz alleine das ganze Jahr, das ging schon im Sommer an meiner psychischen Grenze. Ich werde psychisch und körperlich aus dieser Zeit einen großen Rückschritt machen. Aber ich lebe!
Ja, ich hoffe auf einen Schutz durch die Coronaimpfung! Auch wenn ich auch davor Angst habe. Ich weiß, das ich durch meine Medikamente (eines meiner Medikamente) nicht den Schutz haben werde, wie ein gesunder Mensch. Aber jeder Schutz ist besser als gar kein Schutz!
Meine Freundin ist Ärztin auf einer Coronastation. Sie würde gerne manchen Menschen nur kurz einen Einblick von dieser Station geben, um nochmal über ihre Einstellung nachzudenken. Mit ihr kann ich über meine Ängste sprechen. Ich bin froh, das ich sie in dieser schweren Zeit habe.