Wie oft habe ich mir das wohl schon gedacht in diesem Coronajahr, das für mich am 2. März mit meinem Aufenthalt im Krankenhaus in Wien begann? Davor hatte ich schon von Corona gehört und gelesen, aber es befand sich noch nicht in meiner Nähe. China ist ja weit weg. Aber bald wurde von Erkrankungen in Europa berichtet und es dauerte nicht lange, bis die Meldungen von ersten Erkrankungen in Österreich bestätigt wurden. Spätestens dann begriff ich, dass dieser Virus sich rasch verbreiterte und bedrohlich werden könnte. Meine Operation an der Aorta sollte am 4. März stattfinden. Sie war besonders wichtig, denn der Aortenbogen hatte sich so erweitert, dass bei einem Notfall die Überlebenschancen als eher gering eingestuft würden. So erklärte es mir der Chirurg unmissverständlich. Das erforderte schon viel an positivem Denken, Vertrauen in die Medizin, in den Chirurgen und Ja, Gottvertrauen. Daher war für Corona in meinen Gedanken nicht viel Platz. Gott sei Dank! Denn zusätzliche Corona-Angst hätte mich wohl überfordert. Am 4. März wurde ich erfolgreich operiert. Ich erwachte in der Intensivstation. Wie froh war ich, als der Beatmungsschlauch entfernt wurde und ich alles mehr oder weniger bewegen konnte.
Es stellte sich leider bald heraus, dass es doch ein Problem gab. Ich konnte nicht schlucken, da ein Nerv anscheinend verletzt wurde. Das bewirkte, dass Essen und Trinken in die Lunge kam, eine Lungenentzündung folgte. Ich musste ununterbrochen husten, was sehr unangenehm und schmerzhaft war. Ich bekam nichts mehr zu essen und trinken, damit ja nichts in die Lunge rutschte. Ich hustete so arg und war derart verschleimt, dass ich zweimal wirklich Angst hatte, ja, Panik, keine Luft zu bekommen.
Neben mir lag eine auch frisch operiert Frau. Plötzlich hörte, dass bei ihr Verdacht auf Corona bestand und sie getestet wurde. Das versetzte mich dann doch in Angst und Schrecken. Ich lag ja zwei Meter neben ihr. Ca. 48 Stunden bangte ich bis das Negativ-Ergebnis bekannt wurde. Da es mir zu diesem Zeitpunkt ziemlich mies ging, empfand ich diese lange Ungewissheit zusätzlich als eine enorme psychische Belastung. Ich verstand nicht, warum ich neben der Verdachtspersonen liegen bleiben musste, wieso ich nicht auch getestet wurde. Ich erlebte auch mit, wie es ist, wenn jemand über mehrere Tage intubiert ist, also künstlich beatmet wird. Ich fühlte und litt mit der Frau. Sie wurde immer wieder vertröstet, was ich nicht nachvollziehen konnte. Das erlebte ich besonders schlimm, weil ich wahrnahm, wie sie sich gegen diesen Schlauch wehrte.
Sollte ich an Corona erkranken, davor hätte ich daher die meiste Angst. Ich hoffe so sehr, dass das nicht passiert. Bis jetzt konnte ich mich gut schützen und bin sehr dankbar, dass es mir wieder gut geht.