Beatrice, 62 Jahre, grundsätzlich frohgeMUT, lebt mit Kater Filou in Wien, Coachin & Trainerin, leidenschaftliche Collagen Gestalterin und Schreiberin

Ich will wieder feiern

Den Frühling kann ich schon riechen. Gestern habe ich auf dem Balkon schon mal etwas herumgeschnippelt und mir dabei vorgestellt, wie ich schon ganz bald wieder hier draußen mit einer Tasse Kaffee sitze und mir die Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen lasse.

Ja, bald ist Frühlingsanfang, noch ein paar Februartage und dann, ja dann beginnt der Frühling: am 1. März der meteorologische Frühlingsanfang und am 20. März dann der kalendarische Frühlingsbeginn. Und am 24. März habe ich dann Geburtstag. Ich bin ein Frühlingskind und ich liebe diese Jahreszeit – diese Zeit der erwachenden und sprießenden Natur.

„Nun muss sich alles, alles wenden“, heißt es in einem Frühlingsgedicht und diesen Wendepunkt – dieses Erwachen – auch in mir zu spüren, macht mir Hoffnung und Mut. Ich will das schwere und dicke Winterkleid in den Schrank hängen und mich wieder mit Leichtigkeit kleiden. Ja, und ich will feiern – endlich mal wieder richtig feiern – mit lieben Freunden an einem Tisch sitzen. Es geht mir dabei nicht vorrangig ums Essen und Trinken, sondern um dieses Miteinander-Sein, den lebendigen Gedankenaustausch, das gemeinsame Lachen, das Spüren von Nähe, Zusammengehörigkeit, Verbundenheit.

„Ein Leben ohne Feste, ist wie eine Reise ohne Einkehr“, sagt Demokrit. Ja, dieses Einkehren fehlt mir gerade sehr. Ich lebe allein mit meinem Kater und ich kann diese Unabhängigkeit grundsätzlich auch sehr genießen. Doch jetzt fehlt mir der lebendige Austausch – also der, der Nähe braucht. Telefonieren ist gut, Zoomen ist gut und ich bin dankbar dafür, dass es diese Möglichkeiten gibt.

Als vor ca. einem Jahr der Lockdown kam und ein gemeinsames Feiern nicht mehr möglich war, war ich sehr froh, dass ich im Jahr davor meinen 60. Geburtstag mit einem wunderbaren Fest so richtig feiern konnte. Wenn ich jetzt das Gästebuch zur Hand nehme und darin blättere, tauche ich noch mal ganz ein in diese lebendige Atmosphäre des gemeinsamen Feierns.

Mit dieser Dankbarkeit im Herzen konnte ich dann im vergangenen Jahr auch mal ganz gut mit mir allein feiern. Habe mir Blumen gekauft, mir etwas Gutes zum Essen bestellt und einen Spaziergang in der Sonne gemacht. Briefe und Anrufe brachten dann auch ein bisschen Nähe und Verbunden-Sein ins Haus. Es war anders, aber auch gut und natürlich mit einem hoffnungsvollen Blick zum nächsten Geburtstag – schon mit Plänen im Kopf und Bildern im Herzen vom gemeinsamen Spaziergang im Sonnenschein und dem an-schließenden Einkehren in ein Lokal. Gemeinsam an einem Tisch zu sitzen, zu essen, zu trinken, zu reden, zu lachen und die Seele tanzen zu lassen.

Nun naht mein Geburtstag wieder und ich weiß nicht, ob sich meine Wünsche erfüllen werden. Am ehesten wohl noch der gemeinsame Spaziergang. Aber werden wir ins Theater gehen, im Restaurant gemeinsam essen und trinken können? All das liegt noch im Nebel der Ungewissheit.

Wenn ich derzeit im Fernsehen Menschen fröhlich an einem Tisch sitzen sehe, spüre ich eine große Sehnsucht in mir. Ja, ich möchte wieder feiern. Ich brauche das. Ich bin ein soziales Wesen. Ich brauche den Aus-tausch mit Anderen, brauche solche Rituale des gemeinsamen Feierns, die den Alltag unterbrechen, dieses Vergewissern und Bestärken der Verbundenheit, diesen sozialen Ort, dieses Erlebnis, diese Atmosphäre des Gelösten und Schwebenden. Diese Leichtigkeit des Seins.

Hallo Frühling, ich freue mich auf Dich. Ich will Dich und mich feiern. Ganz ausgelassen, fröhlich und mit meinen Freunden.