…fühle ich mich eingesperrt.
Wegen Corona konnte ich jetzt ein ganzes Jahr nicht in mein Haus nach Schweden fahren. Im letzten Frühjahr habe ich meinen Aufenthalt dort abbrechen müssen, weil ganz plötzlich Grenzen geschlossen und einige Fährverbindungen gekappt und Hotelübernachtungen unterwegs nicht mehr möglich waren. Niemand wusste, wie lange dies dauern würde.
Im Sommer entspannte sich die Situation und ich hatte die Hoffnung, dass im Herbst eine Reise wieder möglich ist. Doch mit dem Herbst stiegen die Infektionszahlen und inzwischen ist klar, das dauert noch. Es macht mich unendlich traurig. Eine Reise würde mir so guttun. Das Haus in Schweden ist mein Zufluchtsort, dort fühle ich mich wohl. Alles ist viel einfacher, jedenfalls was die Wohnsituation betrifft. Alles ist ebenerdig und auch zum Duschen muss ich nicht den Wannenrand überwinden.
Fehlen würden mir die Menschen. Aber die fehlen im Moment überall. Die Ruhe, die ich in Schweden so sehr genieße, beginnt mir hier auf die Nerven zu gehen. Ein Vorteil dort, alles ist weitläufiger, man kann Begegnungen leichter vermeiden. Hier habe ich oft das Gefühl, dem Fehlverhalten anderer ausgeliefert zu sein. Das macht mir wirklich zu schaffen. Es kann doch nicht sein, dass man immer die eigenen Bedürfnisse im Blick hat.
Mir gefallen die Regeln auch nicht. Aber es ist ein Zeichen von Respekt und Wertschätzung, wenn die nun einmal geltenden Regeln eingehalten werden. Ich hasse es, wenn ich ständig ausweichen muss, weil ich mich bedrängt fühle. Egal wo! Wenn ich es recht bedenke, ist es vermutlich nicht nur hier so. Auch mein Sehnsuchtsort ist nicht das Paradies. Aber es fühlt sich aus der Ferne so an. Mit den Freunden dort wäre, genauso wie hier, Kontakt mit Abstand möglich. Die Bevölkerungsdichte ist nicht so wie hier, der Ort sowieso klein.
In diesem Sommer fahre ich auf jeden Fall, egal was passiert. Ich muss Kraft und Energie tanken. Wer weiß, was uns noch bevorsteht. Und wer weiß, wie lange ich noch in der Lage bin, die lange Fahrt mit dem Auto zu machen.