Florence, 67, single, wohnhaft in Wien, Mutter zweier erwachsener Söhne, Großmutter einer entzückenden Enkelin, darf nach langjähriger erfüllter Tätigkeit im pädagogischen Bereich ihren Traum als LSBeraterin leben

Ängstlich – mutig

Geboren als Einzelkind, wohlbehütet und beschützt!
Gefühlsmäßig war jedoch die Angst um mich immer gegenwärtig. Auch wenn sie selten ausgesprochen wurde.
Jedoch das Gefühl war in mir, übertrug sich auch auf mich. Ich dürfte so viele Dinge nicht. Eine wohlbehütete Kindheit . Wie viele Kinder haben das?
Ich durfte es haben – dennoch in vielen Momenten meines Lebens stieg Angst auf. Angst, dass meine Vorhaben nicht gelingen, dass ich abgelehnt werde, dass mein Agieren, mein Tun falsch ist. Angst vor Krankheit, um meine Kinder und vieles mehr. Angst, allein gelassen zu werden.
Und eines Tages würde diese Angst vor etwas Realität – verlassen zu werden!

Ich fühlte mich alleingelassen !

Jetzt war die Angst übermächtig. Wie schaffe ich unser Leben? Wie geht es weiter? Aufwachen aus einem unruhigen Schlaf. Und schon war diese Angst wieder da. Sie wurde oft übermächtig. Schweißausbrüche und Panik waren Begleiter diese Angst.
Es war fast nicht auszuhalten.
Jedoch eines Tages, hervorgerufen durch einen Artikel in einem Buch, veränderte sich langsam meine Angst.

Wenn ich Angst zu meinem lieben Freund mache? Liebe Freunde wollen doch das Beste für mich. Und so lud ich die Angst ein, wenn sie wieder einmal mein morgendliches  angenehmes Aufwachen stören wollte, einfach zu kommen. Jedoch irgendwie war ihr das unangenehm, und so ist sie nur noch ein seltener Besucher geworden und kommt dann, wenn sie mich vor etwas beschützen will.
Sie darf sein, denn sie gehört auch zu meinem Leben.
Auch zu Beginn der Corona Zeit stieg sie hoch –  als Beschützerin vorerst – achtsam zu sein, hinzuhören, hin zu spüren, auf das, was in unserer Welt vor sich geht. Sensibel wähle ich nun mediale Berichterstattung  aus, um unnötige Angst zu vermeiden.
Mein Gefühl, mein Spüren lässt mich einen gangbaren Weg nehmen.

Die Erkenntnis, dass das Leben endlich ist, hervorgerufen durch Corona – die Krone – hat mich mutiger werden lassen.
Mutiger – dass ich mich noch mehr öffne für Menschen.
Klingt irgendwie widersprüchlich, wo wir uns doch schützen sollen.
Kommunikation darf auch über Medien stattfinden. Wir haben das Glück, Telefon, Handy, Internet, SMS,…. nutzen zu können.
Mutiger, weil ich meine Kreativität mehr auslebe !
Ich geniere mich nicht mehr Geschichten zu schreiben und dann auch noch  zu veröffentlichen.

Mutig, einem Tag mit dem Auto einige hunderte Kilometer zu fahren, zuzugeben, dass sich dadurch der Umwelt eventuell schade, um der grauen Stadt zu entfliehen und schneebedeckte Berge und strahlendblauen Himmel ohne Kondensstreifen zu sehen und meine Seele daran zu erfreuen.
Mutig, meine Wünsche auszusprechen und es auch in Kauf zu nehmen, dass mein Gegenüber, diese Wünsche nicht erfüllen will.
Mutig, jemanden zu finden, der dieselben Wünsche hat wie ich.
Mutig, mir  in der Zukunft noch Sehnsüchte erfüllen zu wollen.
Mutig, mich noch auf das Leben mit einem liebevollen Partner einzulassen.
Mutig, mit Menschen in Kontakt zu treten, die noch nicht zu meinem Freundeskreis gehören, jedoch Gespräche, den Austausch mit mir schätzen.
Mutig, mich auf mein Leben einzulassen mit der Freude an meiner Familie, meinen Freunden, einem liebevollen Partner, und an dem, was mein Lebensfilm  noch mit mir vor hat!

Angst darf sein!
Sie beschützt auch, sie ist Begleiter von Mut, damit ich nicht übermütig werde !