Der erste Körperteil, der sich nach dieser Behauptung meldet, ist mein Brustbereich.
Ich sitze da und höre in mich hinein. Das Herz schlägt ein wenig aufgeregt in meiner Brust. Ich fühle, es ist mir alles ein bisschen zu eng, ich könnte mehr Weite gebrauchen.
Was engt mich ein?
Enge… Angst? Ja, ich habe Angst, unbestimmte Angst. Unmerklich schnürt sie mich im Brustbereich zusammen. „Wer bist du, meine Angst? Woher kommst du? Welche Botschaft hast du für mich?“
Ich kann mich nicht auf Befehl weit machen, nein, das geht nicht. Ich will die Angst abschütteln, auch das geht nicht. Ich muss mich ihr widmen, sie zu Wort kommen lassen, ihr vertrauen…
„Angst, wer bist du? Kommst du aus dem Weltall? Warst du immer da? Bist du ein Teil von mir? Willst du mir Gutes? Führst du mich in ein neues Abenteuer, in eine neue Weite? Angst, warum machst du mich so eng in meinem Brustraum?“
Ich nehme einen Schluck Tee, nicht um die Angst wegzuspülen, sondern um mir ein bisschen Zeit zu geben, offen zu werden für ihre Botschaft. „Sprich, rede, erzähle, drohe, reiß mich am Riemen, erschrecke mich, erschüttere mich!“ Ich werde standhalten und gestärkt durch dich hindurch gehen, ich bin bereit.
Angst: „Du, ich will deine Weite! Ich bin da, um dich von einigen deiner vermeintlichen Sicherheiten zu befreien. Die gibt es so nicht!“
Ja, es stimmt: ich wehre mich zwar innerlich und äußerlich zB. vor einer Corona-Ansteckung und will um jeden Preis der Infektion ausweichen. Gleichzeitig weiß ich, dass mir diese überall – trotz Vorsicht – geschehen kann. Ich könnte auch sterben, könnte leiden, ersticken….
Dann müsste ich alles loslassen, was mir doch so viel bedeutet: All die Projekte, die ich derzeit im Lockdown ins Auge gefasst habe, für die ich mich ausgestattet habe: filmen, fotografieren, Podcast, Interviews… Vor allem aber müsste ich Menschen loslassen, zu denen eine zarte Verbindung der Freundschaft begonnen hat, ich wäre nicht mehr da für jene, die auf mich bauen, die mich brauchen.
Vielleicht kommen dann auch noch Spätfolgen zur Krankheit hinzu, wenn ich überlebe? Wie kann ich dann noch froh sein?!
Mein Körper ist leicht nach vorne geneigt, das Rückgrat gebeugt. So sitze ich vorm Computer. Meine Augen nehmen den Bildschirm wahr, mein Gehirn ist bereit zur Verarbeitung neuer Infos. Doch der enge Flaschenhals ist mein Brustbereich. Da will nichts durch, der ist blockiert.
Öffne dein Herz, sagt es in mir! – Aber ich trau mich nicht!
Was wird mich halten? Was erwartet mich?
Wie kann ich mit Unsicherheit umgehen, mit dieser Angst?
Dann spüre ich noch eine tiefere Angst darunter: vergessen zu sein, aus der Liebe von Menschen zu fallen, die mir wichtig sind. Da fühl ich mich jetzt ganz ohnmächtig. Ich möchte mich verkriechen, nichts mehr hören und spüren, Finsternis hülle mich ein!
Ich atme durch, tief ein und aus,
nochmals tief ein und lange aus,
und ein drittes Mal…
„Lass nur…
Lass alles zu …
Vertrau!“ atmet mein Herz.
Ja, ruhig werden, stille sein in mir.
Alles kann sein, alles ist bereits.
Nichts wird von mir gefordert. Ich muss nichts leisten, nichts festhalten, nichts ersehnen.
Du
Du bist
Du bist einzig
Du bist einzigartig
Du bist einzigartig fein
Du bist einzigartig fein und
Du bist einzigartig fein und ganz
Du bist einzigartig fein und ganz schön
Du bist einzigartig fein und ganz schön stark.
Spüre die innere Kraft, die dich trägt – durch alle Übergänge, durch Geburten und Tode, über die Schwellen von Tag und Nacht.
Du bist Fluss und Teil des Lebens in seiner Entfaltung
Du bist Liebe, die nie vergeht!
Vertrau!