Heute macht Corona Pause, einfach ein tag wie früher, ich darf alles tun und brauche mich nicht um dieses Virus, die Regeln, diese Maßnahmen kümmern. Wenn ich zu Hause bin, merke ich nicht viel von Corona, aber heute gehe ich wieder hinaus in die coronafreie Welt.
Ich stehe früh auf, denn ich möchte diesen Tag genießen. Ich suche mir meine Lieblingsjeans aus dem Kasten, nehme den weißen Pulli, denn weiß passt für den heutigen Tag. Ich stecke ein Buch in die Handtasche und fahre in die Stadt – Frühstück im Kaffeehaus, nach so vielen Frühstücken zu Hause endlich wieder einmal ein Frühstück, das ich nicht selbst zubereiten muss. Ich brauche nur zu bestellen und der Tee mit Milch, frisches Gebäck, Schinken, Käse, Müsli, Orangensaft, alles, was ich will wird mir gebracht.
Auf dem Weg in die Stadt rufe ich meine Freundinnen an und alle haben Zeit, alle freuen sich, dass Corona heute Pause macht. Wir treffen uns in unserem Kaffeehaus, wo wir schon so oft gemeinsam gefrühstückt haben, aber heute ist alles anders; nach so langer Zeit einfach zusammen sein, reden, austauschen – ach wie haben wir das vermisst. Das Essen wird zur Nebensache, wir reden durcheinander, lachen, hören auch traurige Geschichten.
Heute gehen wir nach dem Frühstück nicht nach Hause, wir bummeln gemeinsam durch die Stadt, wie herrlich, wenn einem Menschen ohne Masken begegnen, wir gehen in Geschäfte, beraten uns gegenseitig, ob wir diese Hose, diesen Blazer, diese Schuhe kaufen sollen – schließlich trägt jede von uns eine Tragtasche mit neuen Sachen. – Es wird Mittag und wir suchen ein Restaurant, wählen einen Tisch im Freuen. Wie herrlich, nicht selbst kochen zu müssen!
Und wieder miteinander reden, austauschen. Noch nie haben wir so viel Dankbarkeit verspürt, dass wir uns wieder sehen können, dass es noch die Möglichkeit gibt, in ein Lokal zu gehen. Wir werden auch nachdenklich – so lange Zeit gab es keine Möglichkeit, unbeschwert beisammen sein zu dürfen.
Aber heute macht Corona Pause, alles ist wieder erlaubt, wir beginnen zu träumen, wir träumen uns in eine coronafreie Welt und merken, dass wir viele Dinge, die uns vor Corona selbstverständlich waren, nun mit anderen Augen sehen. Wir haben uns zwar lange nicht gesehen, aber wir waren trotzdem füreinander da, haben telefoniert, whatsapp Nachrichten geschrieben, manchmal mit einer einen Spaziergang gemacht.
Einen Tag unbeschwert beisammen sein, welch eine Freude, wir fühlen uns einander nahe, vielleicht viel näher als früher; wir haben gemeinsam eine schwierige Situation gemeistert, zwar jede für sich, aber das Wissen, dass es die anderen gibt, hat uns an so manchen Tagen Halt gegeben.
Wir feiern den tag der Freundschaft, sind dankbar für dieses Geschenk, das uns auch durch die Trennung nicht genommen werden konnte. Das gemeinsame Frühstück, einkaufen, durch die Stadt bummeln verliert an Bedeutung. Wir erkennen, dass das Wichtigste die Verbundenheit ist, sich gegenseitig vertrauen zu und sich aufeinander verlassen können.
Wenn Corona Pause macht, können wir unbeschwert unsere Freundschaft feiern, aber die Bande der Freundschaft werden auch durch neue Herausforderungen nicht durchtrennt – das haben wir heute erkannt.