Alles ist möglich, für 24 Stunden. Es gibt so vieles, was schon so lange fehlt.
Wenn ich einen Tag Corona frei bekommen kann, wünsche ich mir dafür das nächste Wochenende. Ich würde das tun, was online nicht kompensiert werden kann und was mir deswegen am meisten fehlt: Ich würde sofort nach einer Fährverbindung nach Schweden schauen und die Abreise vom Hafen aus für 1.00 Uhr nachts wählen, um damit möglichst viele Stunden vor Ort herauszuschlagen. Vielleicht würde ich am Vortag Dinge ins Auto packen, die bei der nächsten Reise sowieso mitgenommen werden sollten.
Für einen Tag benötige ich kein Gepäck, es ist alles vorhanden. Ich fahre schon sehr frühzeitig von hier los und lege einen Zwischenstopp am Strand von Travemünde ein. Weder beim Check-in noch im Zielhafen wird nach einem Coronatest gefragt. Ich kann mich ohne Maske und ohne Mindestabstand mit Mitreisenden unterhalten. Auf den engen Schiffsfluren muss niemand die Richtung wechseln, um eine Begegnung zu vermeiden. Bei dieser Reise nehme ich vor der Ankunft im Zielhafen ein ausgiebiges Frühstück an Bord zu mir. Danach kann ich auf dem Außendeck mit anderen Reisenden das Anlegen und die Ankunft in Malmö genießen. Von Bord aus würde ich direkt zum Öresundspark fahren. Dort mache ich gerne einen langen Spaziergang am Strand, bevor ich die Weiterfahrt in mein zweites Zuhause antrete. Am frühen Vormittag kann ich dann vor Ort sein. Es ist immer ein besonderes Gefühl, wenn ich in unsere kleine Straße einbiege und mein Haus sehe. Diesmal ist das Glücksgefühl unbeschreiblich.
Ich möchte mich mit Marie treffen. Wir könnten gemeinsam meinen Lieblingsplatz am See besuchen, eine Weile auf dem Bootssteg sitzen und uns alles erzählen, was uns in der Zwischenzeit begegnet ist und was uns bewegt. Vielleicht käme auch Pia mit.
Bestimmt habe ich Emil, meinen Hund, bei mir. Er ist fast überall dabei. Mit ihm würde ich schrecklich gerne den großen Rundweg durch den Wald gehen. Hier können wir Stille und Einsamkeit genießen, Kraft tanken, für alles was kommt. Es gibt keine Hektik, keine störenden Motorengeräusche. Man hört nur den Wind in den Bäumen, das Singen der Vögel und das Rascheln von Laub. Schmetterlinge tanzen in der Sonne. Fast wieder zurück am Haus, scheint uns der Specht zu grüßen, der jeden Frühling am gleichen Baum arbeitet.
Am Nachmittag lade ich meine Nachbarinnen Yvonne und Desiree zum Kaffee ein. Von ihnen erfahre ich das Neueste aus dem Ort. Wir haben eine völlig unbeschwerte Zeit. Die verbleibende Zeit setze ich mit einer Tasse Tee auf die Terrasse in die Abendsonne.
Die Rückreise nach Deutschland starte ich mit der Nachtfähre so spät wie möglich. Wenn ich am frühen Morgen das Schiff verlasse, fühle ich mich rundum wohl. Ich habe den Kraft- und Energiespeicher aufgeladen. Ich lasse mir viel Zeit für den letzten Teil der Rückreise.
Zurück im Alltag teile ich mir gewonnenen Kraftreserven gut ein. Sobald es möglich ist, buche ich die nächste Reise. Open End.